Avintes

Am Freitag setzten wir unsere Reise in Richtung Porto fort.

Wir entschieden uns für einen Stellplatz in der Nähe, um von da aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu fahren. Direkt am Parque Biológico kann man sehr ruhig und in grüner Umgebung stehen. Vom Wohnmobil aus beobachteten wir ein Rudel Rotwild und hörten die Hirsche röhren.

Der Botanische Garten ist wunderschön und ganz natürlich angelegt. Die Besucher sehen neben vielen besonderen Pflanzen (z. B. schon blühende Kamelien) heimische Vögel und Kleintiere. Hierzu finden sich am Weg Informationen in portugiesischer Sprache 🤔 und einige Ausstellungen zum früheren Leben in Portugal, anderen Regionen der Welt und Dinosauriern. Es war ein entspannender und gleichzeitig interessanter Spaziergang.

Pédrogão

Je näher wir dem Meer kamen, desto wüster war die Landschaft rechts und links der Straße, Bäume umgefallen und abgeknickt. Auch der Campingplatz sah verwüstet aus. Wie wir an der Rezeption erfahren, ging hier vor einiger Zeit ein Sturm drüber. Doch sie sind schon fleißig am Aufräumen und haben geöffnet. Nach unserer Recherche traf der Orkan „Leslie“ am 14.10.2018 in dieser Region auf Portugals Festland mit 180 Stundenkilometern. Zum Glück sind keine Menschen ums Leben gekommen.

Der Platz befindet sich am Rande der kleinen Ortschaft. Diese hat einen schönen langen Sandstrand mit einigen Bars und einem Restaurant. Im Winter ist in den Straßen nicht viel los. Also werden wir hier ein paar ruhige Tage am Strand verbringen.

Fatima

Etwa 50 Kilometer von Nazaré entfernt befindet sich ein bedeutender Wallfahrtsort der Katholischen Welt – Fatima.

Bis vor 100 Jahren befand sich neben dem kleinen Dorf nur karge Landschaft. 1917 änderte sich das. Am 13. Mai 1917 soll die Jungfrau Maria erstmals drei Hirtenkindern erschienen sein. Wo früher Schafe weideten, stehen heute zwei gewaltige Kirchen. Dazwischen liegt eine etwa 1 Kilometer lange Esplanade. Jährlich besuchen ca. 6 Millionen Menschen diesen Ort. Der Marmorweg ist schon blank gescheuert von auf Knien rutschenden Büßern. Neben der kleinen Erscheinungskapelle kann man Gebetskerzen kaufen, die dann dort für seelisches und körperliches Wohlergehen entzündet werden.

Der Papst Johannes Paul II. verehrte die Jungfrau Maria besonders. Er besuchte Fatima dreimal. Daran erinnert sein Standbild neben dem großen Kreuz. Auf dem Weg zur älteren Basilika kommt man an einem Stück „Berliner Mauer“ vorbei. Das steht hier als Dank für „den Anteil Gottes am Fall des Kommunismus“.

In der Kirche „Unserer Lieben Frau des Rosenkranzes“ befinden sich die Gräber der drei Seherkinder Francisco, Jacinta und Lúcia. Die gegenüberliegende Kirche ist eine sehr moderne mit einem unpersönlichen Inneren. Der vor einem vergoldeten Mosaik stehende Altar zeigt einen überdimensionalen Gekreuzigten mit wirren Haaren.

Rings um das Heiligtum entstanden Hotels und Unterkünfte für die Pilger, sowie Läden mit Madonnenfiguren und Souvenirs.

Sonst bleibt Fatima ein kleiner Ort. Deshalb setzten wir unseren Weg fort und fuhren zurück ans Meer.

Nazaré

Wenn man den Ort auf die höchsten surfbaren Wellen der Welt reduziert, tut man der kleinen Stadt an der Atlantikküste Unrecht. Laut Reiseführer ist sie der malerischste Küstenort der Region Extremadura. Hier gibt es eine sehr schöne kilometerlange Strandpromenade mit vielen Läden und Restaurants an einem breiten Sandstrand. Kleine enge Gassen verlaufen rechtwinklig in den Ort hinein, welcher sich den Hang hinaufzieht. Die Bucht ist gesäumt von Klippen. Auf der Promenade verkaufen einheimische Frauen in Tracht getrockneten Fisch von den Gestängen daneben.

Zum hundert Meter höher gelegenen Ortsteil Sítio fährt aller 15 Minuten eine Standseilbahn hinauf und gleichzeitig eine hinab. Vom Aussichtspunkt auf der Klippe hat man einen Postkartenblick auf Nazaré hinunter. Heute am Sonntag waren viele Besucher hier und deshalb sind auch die Stände auf dem großen Platz mit Souvenirs, Wollponchos und Leckereien geöffnet.

Geht man etwa einen Kilometer abwärts an den vorderen Rand der Klippe, so gelangt man an den Leuchtturm. Von hier aus blickt man auf den Nordstrand, wo die Monsterwellen entstehen. Zur Zeit haben wir eher windstilles Wetter und so türmen sich die Wellen nur etwa 3 bis 4 Meter auf. Doch 2013 hat der wagemutige Surfer Garrett McNamara in der Praia de Norte eine 30 Meter hohe Welle bezwungen. Diese extrem hohen Wellen bilden sich, da ein 230 Kilometer langer Tiefseegraben nahezu rechtwinklig auf die Küste vor Nazaré zuläuft. Der bis zu 5000 Meter tiefe Canyon endet hier und so erzeugt der riesige Höhenunterschied nach heftigen Stürmen diese Monsterwellen. Der Westwind drückt sie dann in die Bucht.

Lissabon

Die Hauptstadt Portugals hat etwa 550 000 Einwohner, also nur ungefähr 40 000 mehr als Dresden. Aber dazwischen liegen Welten. Dresden ist historisch und Lissabon lebendig. Es ist eine multikulturelle, tolerante und liebenswerte Stadt. Hier leben Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Religion friedlich miteinander.

Wir verbrachten zwei Tage in der Stadt. Das war das Minimum, um etwas von der auf sieben Hügeln erbauten Stadt anzusehen. Am ersten Tag sind wir mit der legendären Straßenbahnlinie 28 durch die Altstadtviertel unterhalb des Castelo de São Jorge gefahren. Das war ein spannendes Erlebnis. Die Gassen sind so eng, dass man sich an manchen Ecken nicht aus dem Fenster lehnen sollte, sonst touchiert man die Häuserwand. Die Fahrt geht steil bergauf und wieder hinab durch enge Gassen mit vielen kleinen Tante-Emma-Läden und Kneipen, vorbei an Kirchen, Plätzen und Aussichtspunkten. Das faszinierende Wow-Erlebnis dabei ist die Anfahrt der Bahn nach einem Halt am steilen Berg, kein Bremsenquietschen und Rückwärtsrollen. Die Straßenbahnfahrerin war ein Multitaskingtalent. Unterwegs musste sie einer ungeübten Autofahrerin den Wagen rückwärts aus einer engen Gasse fahren, da diese nicht breit genug ist für Bahn und Auto. Dafür klatschten die Fahrgäste Beifall. Die im Weg stehenden Autofahrer mussten zurechtgewiesen werden und auch Einkaufen wurde erledigt. Bei einsetzender Dunkelheit ist das Alles doppelt schön.

Den zweiten Tag nutzten wir für eine Stadtrundfahrt. So erhielten wir viele Informationen kamen an den wichtigen Sehenswürdigkeiten außerhalb der engen Altstadt vorbei. Die Fahrt ging zur Stierkampfarena. In Portugal ist das Töten der Stiere nicht erlaubt. Der Halt oberhalb des Parque Eduardo VII bietet einen fantastischen Ausblick auf die Stadt bis hinab zum Tejo. Weiter ging es in Richtung Fluss. Ein markantes Wahrzeichen ist die Ponte 25 de Abril. Sie erinnert an die Golden Gate Bridge. Am Ufer der Tejo entlang, vorbei an den Docks kamen wir zum Torre de Belém. Dieser Turm stand früher an der Hafeneinfahrt. Als wir zum Praça de Império kamen, wurden alle Fahrzeuge umgeleitet wegen einer Reiterparade. Den Anlass konnten wir nicht ermitteln. Dann fuhr der Bus wieder in umgekehrter Richtung am Ufer entlang, vorbei an der Markthalle und dem Praça de Comercio. Am anderen Ende der Stadt liegt das Gelände der Expo 98. Die modernen Gebäude befinden sich auf dem Gelände einer ehemaligen Ölraffinerie. Für die Weltausstellung wurde diese saniert, nur noch ein alter Förderturm erinnert am Eingang daran. Auf dem Areal haben sich zwischenzeitlich viele bekannte Firmen und Hotels angesiedelt. Das andere Ende bildet der Torre Vasco da Gama. Dieser Turm ist dem großen portugiesischen Entdecker gewidmet. Für die Besucher der Ausstellung wurde ein riesiger futuristisch gestalteter Bahnhof, Gare de Orienté, gebaut mit Anschlüssen von Metro und Bus.

Mittags unterbrachen wir unsere Hopp- on-Hopp-off-Tour in der Nähe der Markthalle, um dort eine Kleinigkeit zu essen. Die Auswahl fällt schwer wegen der großen Anzahl der Stände. So nahmen wir Suppe und als Nachtisch das berühmte Pastèis de Nata (Puddingtörtchen) zum Kaffee. Das Ende unserer Rundfahrt legten wir auch an diese Haltestelle. Von da aus sind wir am Tejo entlang zum Praça de Comércio gelaufen und haben den Sonnenuntergang erlebt. Später durchquerten wir den großen Bogen, quasi als Tor zur Stadt. Dahinter liegt das vom Erdbeben 1755 völlig zerstörte und geradlinig neu angelegte Viertel Baixa. Hier beginnt erst abends das Leben in den Gassen, viele Restaurants und Läden zum Flanieren ein. Wir entdeckten zwischen den Häusern den Elevador de Santa Justa. Dieser 45 Meter hohe Personenaufzug verbindet Baixa mit dem höhergelegenen Stadtteil Chiado. Er wurde nach den Plänen eines Schülers von Gustav Eiffel, Erbauer des Pariser Wahrzeichens, errichtet.

Der Bus 714 brachte uns dann zum Campingplatz am Rande der Stadt zurück. Auf der Rückfahrt konnten wir einen letzten Blick auf die beleuchtete Hängebrücke und die auf den gegenüberliegenden Ufer aufragende riesige Christusfigur machen.

Es waren sehr viele Eindrücke von Lissabon, in Fotos und im Gedächtnis abgespeichert.

Vila Nova de Milfontes

Vom Cabo sind wir ungefähr 100 Kilometer nördlich gefahren. Dabei führte die Straße durch hügeliges Vorgebirge. In den Tälern hingen noch Schwaden von verdunstendem Rauhreif. An der Küste entlang zieht sich ein Naturschutzgebiet.

In diesem liegt an der Mündung des Rio Mira der kleine Ort Vila Nova de Milfontes. Es hat sich sehr hübsch herausgeputzt mit seinen weißen Häusern. Die Fenster und Türen sind blau oder ockergelb umrahmt. Die kleinen Gassen führen hinunter zum Castello am Fluss.

An der Mündung in den Atlantik befindet sich ein schöner Sandstrand. Von der darüber liegenden Klippe hat man einen weiten Blick über den Fluss und aufs Meer hinaus. In der Sonne sitzen ist eine wirklich entspannende Tätigkeit.

Wir verbrachten hier ein paar schöne Tage. Der Campingplatz war sehr angenehm.

Heute sind wir nach Lissabon weitergereist. Auf der Fahrt durchquerten wir die Region Alentejo. Das heißt „jenseits des Tejo“, welcher bei Lissabon in den Atlantik mündet. Auf dem Gebiet befinden sich die meisten Korkeichen Portugals. Wegen seiner guten Eigenschaften wird Kork immer beliebter auch in der Modebranche.

Zu unserer großen Überraschung sahen wir viele Störche unterwegs. Sie bauen hier ihre Horste auf Gebäuden, Bäumen und Hochspannungsleitungen. Immer mehr bleiben in Portugal und Spanien zum Überwintern. Der Weg nach Afrika ist wohl doch recht weit.

Cabo de São Vincente

Hier geht es nicht mehr weiter in Richtung Westen, nur noch Atlantischer Ozean. Im Sommer bekommt man „Die letzte Bratwurst vor Amerika“. Zur Zeit gibt es nur dicke Pullover und Souvenirs.

Auf der etwa 70 Meter hohen Klippe befinden sich ein Leuchtturm mit zugehörigen Häusern, Überreste eines Klosters und einer Festung. In den spanisch-englischen Streitigkeiten zerstörte 1587 Sir Francis Drake Kloster und Festung. Im 18. Jahrhundert gaben mehrere Erdbeben den wieder teilweise hergerichteten Gebäuden den Rest.

1846 wird der Leuchtturm gebaut, welcher heute noch in Betrieb ist. Teile des Klosters wurden von der Marine umfunktioniert. Der Hauptturm der Festungsruine wurde rekonstruiert und beherbergt jetzt eine Museum. Im Innenhof gibt es einen Souvenirladen und ein Café.

Es ist ein toller Aussichtspunkt. Wir hatten riesiges Glück mit dem nahezu windstillen und sonnigen Wetter. Denn nach Berichten im Internet gibt es hier auch das andere Extrem. Bei Sturm oder Regen braucht man die dicken Pullover und kann mit dem Wohnmobil nicht hier stehenbleiben.

Wir erlebten mit vielen anderen Besuchern einen tollen Sonnenuntergang. Die Nacht war sehr ruhig. So einen klaren Sternenhimmel sieht man an nur wenigen Orten, denn das künstliche Licht stört anderenorts das Erlebnis. Gegen 7 Uhr morgens (zu Hause 8 Uhr) weckten uns Angler mit ihrem lauten Gespräch, nur gut sonst hätten wir den fantastischen roten Himmel vor Sonnenaufgang verpasst.

Alles in allem war der Aufenthalt am Kap ein unvergessliches Erlebnis.

Lagos

Die Algarve ist die südlichste Provinz Portugals. Mit ihren wunderschönen und auch felsigen Küsten zieht sie viele Urlauber an. Im Winter liegen die Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad und die Sonne scheint meistens. Darum fahren auch jetzt mehr Touristen hierher als in nördliche Regionen des Landes.

Lagos hat einen wunderschönen Altstadtkern innerhalb der gut erhaltenen Stadtmauern aus dem 16. Jahrhundert. In den engen, gepflasterten Gassen befinden sich zahlreiche Läden, Restaurants und Bars. Der Tourismus beherrscht alles. Vor allem englische Urlauber bevölkern die Region.

In Lagos gab es den ersten europäischen Sklavenmarkt. Es spielte auch im Zeitalter der Entdeckungen eine wichtige Rolle wegen seiner günstigen Lage.

Gegenüber vom alten Gouverneurspalast steht an der Hafeneinfahrt das Fort Ponta da Bandeira. Von da aus kann man am Strand entlang durch bizarre Klippen hindurch in kleine Buchten laufen, wenn die Höhe der Wellen es erlaubt.

Oben auf einer Klippe gibt es ein Restaurant. Hier rasteten wir in der Sonne bei einem kleinen Snack und genossen einen wundervollen Blick über die gesamte Bucht von Lagos.

Morgen legen wir die letzten paar Kilometer bis zum südwestlichsten Punkt Europas zurück.

Neujahr

Gegen Mitternacht machten wir uns auf ans Meer. Unsere Taschenlampe flackerte über einen menschenleeren, dunklen Strand. Nur die Wellen rauschten auf den Sand und übertönten die Geräusche einer in den Dünen feiernden Gruppe von Einheimischen. Die Sterne leuchteten vom Himmel.

Bis Mitternacht waren rechts und links nur die Lichter der Häuser zu sehen. Zweimal suchten sich noch Andere mit Taschenlampen den Weg in der Dunkelheit. So begrüßten wir allein das neue Jahr mit einem Sekt.

Dann stiegen doch noch Raketen in den Himmel. Die Spanier warten also mit der Begrüßung des Neuen, bis das Jahr wirklich begonnen hat. Bei uns zu Hause knallt es ja pausenlos von 23.30 Uhr bis 0.30 Uhr.

Der Auftakt von 2019 verlief recht ruhig. Wir konnten also gut schlafen.

Für das neue Jahr wünschen wir Euch alles Gute, Gesundheit, Glück und viel Freude am Leben.

Nun setzen wir unsere Reise fort, ab morgen an der Küste Portugals.

Silvester

Heute am letzten Tag des Jahres 2018 lassen wir die vielen Erlebnisse und mannigfaltigen Eindrücke unserer Reise an uns vorbeiziehen. Es war ein ereignisreiches Jahr für uns und sicher auch für Euch. Die letzten Tage verbrachten wir in Ruhe und oft ganz entspannt am Strand in der Sonne.

Auch Weihnachten verlief anders als sonst. Die Spanier feiern die Adventszeit nicht wie in Deutschland. Weihnachten beginnt erst am 22.12. mit der großen Sonderziehung der Lotterie, „El Gordo“. Erstmals fand diese Weihnachtslotterie 1812 statt. Die Ziehung wird im spanischen Fernsehen übertragen und es werden Gewinne in Milliardenhöhe ausgespielt. Alle sind im Lottofieber.

Am Heiligabend essen die Familien gemeinsam und danach gehen sie zur Mitternachtsmesse „Misa del Gallo“ (Messe des Hahnes, da er angeblich als Erster die Geburt Jesu verkündet hat). Geschenke gibt es noch keine, die werden erst am 6. Januar verteilt. Der 1. Weihnachtstag ist auch hier ein Feiertag, allerdings der 26.12. nicht.

Nun sind wir gespannt, ob die Spanier genau wie die Deutschen soviel Geld übrighaben, dass sie es an Silvester in die Luft schießen. Wir werden gegen Mitternacht an den Strand gehen und auf ein glückliches und gesundes 2019 anstoßen. Von da aus hat man einen super Blick zu den Nachbarorten.

Wir wünschen Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr! 🥂🎆🎇