Leider hatte der Platz in der Nähe von Aix-en-Provence entgegen der Info im Internet geschlossen. So sind wir nach einem kurzen Abstecher durch die schöne Landschaft der Provence direkt nach Marseille gefahren.
Es ist die älteste und zweitgrößte Stadt Frankreichs. Den Ruf des „Chicago des Mittelmeeres“ können wir nicht bestätigen. Doch die Stadt ist eine multikultureller Schmelztiegel. Unsere Anreise durch die Stadt war ein spektakuläres Erlebnis. Hier gibt es einen laaangen Tunnel, zwar für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zugelassen, aber sehr sehr eng. An der Mautstelle mussten wir beide Spiegel einklappen, damit wir durch die Einfahrt passten. Doch wir konnten nur hinein, rückwärts ging nicht mehr. Danach konnten die engen, mit Autos verstopften Straßen der Innenstadt nur noch besser sein. Der ruhige Stellplatz am Rande hat uns wieder entschädigt. Auch die Bushaltestelle vor dem Eingang ist ideal für die Besuche der City.
So nutzten wir das Wochenende bei sonnigem und sehr warmen Wetter zur Erkundung von Marseille. Mit Bus und Metro kamen wir bis zum Alten Hafen. Das ist die zentrale Flaniermeile mit vielen Restaurants. Von hier aus begannen wir unsere Streifzüge. Zuerst spazierten wir den nördlichen Hügel hinauf in die Gassen des Altstadtviertel Le Panier. Dort haben sich Künstler niedergelassen mit ihren Ateliers. Die Häuser sind mit vielen tollen Graffitis besprüht. Wenn man wieder abwärts geht, gelangt man an die Cathédrale de la Major, eine gigantische neobyzantinische Kirche aus dem 19. Jahrhundert.
Vom Vorplatz hat man einen tollen Blick auf das Areal des Port Moderne mit den Kais für die Passagierschiffe. In Richtung des Alten Hafens und Fort St-Jean befindet sich das MuCEM (Musée de Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée). Hier sind Historie ganz pfiffig mit moderner Architektur verknüpft.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens sieht man schon das Wahrzeichen von Marseille hoch über der Stadt thronen – die Kathedrale Notre-Dame de la Garde. Nach einem steilen Aufstieg auf den 154 Meter hohen Berg hat man einen überwältigenden Ausblick auf die Stadt, das Meer und die vorgelagerten Inseln. Auf der Ile dˋIf sieht man das Château, welches Alexander Dumas als Vorbild für den Roman „Der Graf von Monte Christo“ gedient hat. Den Turm der romanisch-byzantinischen Wallfahrtskirche ziert eine 10 Meter hohe vergoldete Madonnenfigur. Im Innenraum strahlen die Farben zusammen mit dem Gold um die Wette. Der Fußboden ist mit wunderschönen Mosaiken ausgelegt.
Gestern fand im Hafen eine Demo der Gelbwesten statt. Zum Glück friedlich. Es gab nur einige Behinderungen im Nahverkehr. Die Fans des Fußballvereins Olympique de Marseille kamen aber ungestört mit der Metro zum Stadion. Dort konnten wir beim Umsteigen in den Bus die gleichen Szenen wie in Dresden vor dem Stadion beobachten.
Heute sind wir vom Rond-Point du Prado am Stadion mit dem Bus Nummer 83 an der felsigen Küste entlang in den Port View gefahren. Das waren tolle Blicke auf das Meer und die lange Promenade, wo ein sonntäglicher Flohmarkt stattfand.
Marseille ist eine tolle Stadt und viel besser als ihr Ruf.